Es gibt eine Jagd, für die lasse ich alles stehen: Und das ist die Reizjagd auf Meister Reineke bei Schnee und in der Ranzzeit. Begebnisse und Erlebnisse aus den letzten Jahren!

Gellend hallt das blecherne „wäff, wäff, wäff“ der Fähe durch die trocken-kalte Frostnacht. Seit drei Stunden sitze ich nun schon bei - 15 ° C auf einer Kanzel, gegenüber im Feld eine eingezäunte Christbaumdickung, an deren mir zugewandter Ecke ich tags zuvor innen ein Fallwild-Rehkitz ausgelegt hatte. Die Spuren im Schnee verraten, dass die Roten trotz liebestoller Ranzzeit die Nacht zuvor am Luder waren.

Zwar will ich gleich nochmal die Hasenklage erschallen lassen, doch da höre ich im verharschten Schnee hinter mir ein leises Tappen. Da kommt er oder sie, schießt es mir durch den Kopf, und Sekunden später sehe ich gleich zwei lange flache Schatten unmittelbar vor der Kanzel. Eine Fähe, gefolgt von einem starken Rüden. Meinen Gehörschutz kann ich nicht mehr zurechtrücken, aber die dicke Lammfellmütze wird schon genug vom Knall schlucken. So gleitet vorsichtig der Lauf der Bockbüchsflinte aus der Luke, und schon fasst der raue Schuss mit der Schwarzen Waidmannsheil 3,5 mm den auf etwa 30 Meter breit stehenden Fuchsrüden, der im Knall einfach umkippt. Die Fähe sucht ihr Heil in der Flucht, äugt aber auf etwa 80 Schritt nochmal zum im Schnee liegenden Galan zurück – schon reißt sie die Kugel von den Läufen. Doublette – mein Jägerherz rast, denn das schenkt einem Diana nicht alle Tage.

Klassischer Ansitz auf Kanzel oder Sitzstock

Er ist immer dann aussichtsreich, wenn gut belaufene Fuchspässe bekannt oder bestimmte Strukturen im Feld vorhanden sind oder geschaffen wurden: An Bächen entlang bzw. Zwangswechseln (Brücken, Stämme, Bretter) über Gewässern, zwischen zwei Forstgattern, an alten Feldscheunen, Solitärbäumen in der Feldmark oder zur Ranzzeit in der Nähe der Baue lohnt sich der Ansitz allemal.

Klare, klirrend kalte Nächte haben genauso ihren Reiz wie leichtes Schneegeriesel.

Aber natürlich können auch regelmäßig beschickte Luderplätze bzw. -schächte angelegt und zu attraktiven Anlaufpunkten werden. Sie kann man mit Fuchslockmittel weiter aufwerten. Eine ebenfalls an den Hotspots vorbeigezogene Luderschleppe sorgt zusätzlich für Aufmerksamkeit und zieht Meister Reineke magisch vor die Ansitzeinrichtung. Attraktiv sind darüber hinaus auch Feldholzinseln, nicht nur wenn dort ein Bau vorhanden ist oder sich Reineke eine Notröhre für den Tagesschlaf angelegt hat.

Das Prädatorenmagnet lässt je nach Untergrund weiße oder dunkle Kunsthaarbüschel
aufreizend zappeln – kaum ein Fuchs kann widerstehen!

Moderner und mobiler einsetzen lässt sich ein sogenannter Prädatorenmagnet: Das ist ein per Akku betriebener leiser Elektromotor, der in unregelmäßigen Abständen für ein paar Sekunden ein an einer Feder befestigtes Kunsthaarbüschel aufreizend zappeln lässt, was Reinekes Interesse schon auf Hunderte Meter weckt und ihn oft zum Zustehen bewegt.

Vom Reiz den Lockens

Die schönste Jagdart auf den roten Freibeuter ist das Überlisten mit verschiedenen Reizlauten. Bei mir sind Mauspfeifchen (reicht bis 150 Meter), Hasenquäke (bis 500 Meter, in windstillen Nächten auch noch weiter) und Vogelklage feste Ausstattung in der Manteltasche. Wer meint, gleich nach dem Aufbaumen oder dem Platznehmen auf dem Sitzstock kräftig losquäken oder -plärren zu müssen, liegt falsch. Erstmal sollte mindestens eine Viertelstunde Ruhe einkehren. Dann wird gequäkt, Ruhe – 20 Minuten sind Pflicht, eine halbe Stunde Kür. Wenn sich nach zwei bis drei Wiederholungen innerhalb einer Stunde nichts getan hat, sollte man den Platz wechseln.

Gute „Fuchsmedizin“ sind die Schwarze Waidmannsheil in 3,5 mm und die
Geco Express in .223 Rem. Dazu gesellen sich Prädatorenmagnet,
Fuchslockmittel sowie Mauspfeifchen, Vogelangstgeschrei und Hasenklage.

Der Winter ist die Zeit des Haarraubwildes, denn der Tisch ist reich gedeckt. Wenn die erste Neue die Landschaft bedeckt, findet man im Schnee überall frische Fuchsspuren. Der Einzeltritt ähnelt dem eines kleinen Hundes. Die Gesamtspur allerdings fällt durch extremes Schnüren auf. Beim Schnüren setzt der Fuchs den Tritt des Hinterlaufs genau in den des Vorderlaufs, sodass alle Tritte fast eine Linie ergeben.

Die Hasenquäke ist nachts bei Schnee in ihrem Element, denn der Fuchs ist vorzugsweise ein Nachttier und dabei erst bei Schnee auch gut für uns Jäger sichtbar. Außerhalb des Winters mit seinem hohen Fallwildaufkommen würde die Hasenklage wahrscheinlich noch besser funktionieren, nur sieht man den Fuchs eben schlechter. Gut eignet sich der Morgen, wenn der Fuchs missmutig mit knurrendem Magen dem Bau zustrebt, dann kann man mit Erfolg das Klagelied Meister Lampes anstimmen.

Geräusche des Waldes deuten

Wer im oder am Waldrand auf die ranzige Betze samt männlichem Anhang lauert, sollte stets auch auf die Warnrufe der gefiederten Polizei achten, denn sie zeigen an, dass sich „Gefahr“ nähert. Das kann zwar genauso Schwarzwild sein, aber meist deutet das Warnen des Buntspechts oder das Zetern des Zaunkönigs auf Raubwild hin.

Zudem kann sich der versierte Fuchsjäger unter Umständen auch durch eigenes Krähengequarre und Hähergezeter die beinahe zwanghafte Neugierde des Roten zu Nutze machen. Denn aus den Augen oder besser den Gehören des Fuchses betrachtet, quarren und zetern die beiden Rabenvögel des Nächtens meist nicht ohne Grund. Und wenn der Rote Freibeuter dann zum Nachschauen kommt, wird ihm seine eigene Neugierde oft zum Verhängnis.

Die Wahl der Waffen

Meine ersten winterlichen Reizjagdversuche unternahm ich mit einem Anschütz-Repetierer im Kaliber .22 WMR mit Hohlspitz-Munition. Insgesamt streckte ich mit dieser Kombination fünf Winterfüchse, die anämische Wirkung des „Patrönchens“ ließ aber bei schlechteren Treffern sehr zu wünschen übrig. Zwar habe ich alle Fünfe gekriegt, zwei davon aber nur mit Einsatz eines wildscharfen Hundes. Leben war nicht mehr viel drin, aber meine Gedanken kreisten schnell um die erforderliche Aufrüstung.

Eine Nacht, die man nicht vergisst! Innerhalb einer Stunde
erlegen meine Frau drei und ich zwei Füchse.

Eine zufällig bei Waffen Münzel in Koblenz gesichtete neuwertige und wie Gift schießende Sauer BBF 54 in 16/70 – 7 x 65 R vervollständigte von März 2004 bis Mai 2010 erst mal meine Fuchsjagd-Kombi. Der vollgechokte Schrotlauf hielt die Garbe der „Schwarzen Waidmannsheil“ von Rottweil in Größe 3 (= 3,5 mm) so eng zusammen, dass ich an drei Nachtansitzen am selben Platz zwei starke Winterfüchse auf 40 Schritte erlegen konnte. Der Rüde klappte direkt am Anschuss zusammen, die Fähe ging noch 20 Meter in den Wald und schob sich verendend unter einer abgesägten Baumkrone ein.

Zu jenem Zeitpunkt, und das ist die Krux an einer Kombinierten, fing ich unweigerlich das „Zocken“ an, denn man will jeden Fuchs so nahe rankriegen, dass man ihn mit Schrot schießen kann. So gingen mir einige Rote durch die Lappen, weil ich auf 70, 80 Meter nicht mit der Kugel hinhielt, sondern sie doch Lunte rochen und sich mit wehender Standarte empfahlen. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich mit der Kombinierten im Allgäuer Revier einen Fuchs mit der Kugel anflickte, zu langsam nachlud und ihn in einem Naturbau verlor – nach sechs gemeinsamen Jahren und vielen Schrotfüchsen führte der Weg der BBF 54 in die Slowakei und mich  erstmal zu einer Brünner Fox in .223 Rem.

Gut gerüstet in die Nacht

Trotz Wärmebildkamera & Co. ziehe ich bei Eis, Schnee, Mond immer noch mit einem Fernglas los – mein EL 8,5x42 ist dafür völlig ausreichend. Und da nichts schlimmer ist als Kälte, sie macht jeden Ansitz und -stand zur Tortur, sind Lammfellmütze und -handschuhe genauso am Mann wie Kamik-Winterstiefel. Der Icefox-Lodenparka „Woolverine“ und die passende Lodenhose „Arlberg“ sorgen mit entsprechender Unterbekleidung aus Merinowolle für die nötige Wärme, der Überanzug von Swedteam in Realtree Hardwoods Snow für die Tarnung, wenn man quasi mit Tarnkappe durchs verschneite Revier pirscht.

Pulverschnee eignet sich am besten zum leisen Gehen und Anstehen. Aber auch Schneerieseln ist für die Pirsch von Vorteil, denn nichts hat Meister Reineke lieber, als so ein weiches, warmes Schneegeriesel, weil er dann selbst lautlos pirschen kann, er schlechter gesehen wird und ihn der Hase so aushält.

Bei der Morgenpirsch hat’s mit einem strammen Rüden geklappt!

Anders ist es, wenn der Fuchs im Felde maust. Dann springt er kaum auf die Hasenklage. Hier hilft nur das Mauspfeifchen (mit ihm kann man auch am wenigsten falsch machen) oder das Vogelangstgeschrei. Denn vielleicht hat sich ja eine bessere, gefiederte Beute in den Dornen verfangen? Dann schleicht der rote Freibeuter auf leisen Branten heran…

Grundlegendes zu Meister Reineke

Im Jagdjahr 2021/ 22 wurden bei uns 421.381 Rotröcke erlegt. Nicht nur, um den Kulturlandschaftsverlierern wie Rebhuhn, Fasan, Hase & Co. unter die Arme zu greifen, sondern auch um Wildkrankheiten zu bekämpfen. Zwar gilt Deutschland als tollwutfrei, allerdings bereiten Räude, Staupe und Fuchsbandwurm regional immer wieder Probleme.

Winterbälge zieren so manchen Jackenkragen. Die häufigste bei uns vorkommende Farbvariante ist der Birk- oder Rotfuchs: Typisch ist ein Rand um den Fang, der sich breit über die Kehle fortsetzt und nach unten spitz zuläuft, Flanke und Bauchpartie sind gelblich bis weiß und die Luntenspitze weiß. Beim Brand- oder Kohlfuchs sind diese Abzeichen dunkelgrau bis schwarz. Der Kreuzfuchs, der einen dunklen Aalstrich und ein Querband hat, ist am seltensten.

Alle Sinne – Windfang, Gehör und Seher – sind hochentwickelt. Die Fähe zieht in der Ranzzeit von Ende Dezember bis Anfang Februar (Hochranz im Januar) oft mehrere Rüden hinter sich her. Nach 52 bis 53 Tagen Tragzeit wölft sie in ihrem Bau drei bis sechs (zwölf) Welpen. Das Geheck wird auch vom Rüden versorgt, weshalb auf alle (!) Altfüchse erst ab Mitte Juli wieder Dampf gemacht werden darf.

RWS 168 grs Target Elite für den Fuchs, Blaser 165 grs CDP für Schalenwild –
zwei Jahre klappte disee Kombination hervorragend.

Ein Gewehr, zwei Patronen

Eine zeitlang ging ich versuchsweise mit einer Blaser R8 Professional Nachsuche in .308 Win. auf Fuchs. Der Balg-Entwertung durch die große Kugel entging ich durch das Verschießen von Scheibenmunition, genauer RWS 168 grs Target Elite. Zwei Dinge galt es dabei zu beachten: Kopfschüsse lehne ich bei allen Wildarten prinzipiell ab, so auch beim Fuchs. Sitzend spitz von vorn oder hinten beschossen, musste man stets darauf achten, dass auch die Wirbelsäule gefasst wird. Der beste und wirkungsvollste Schuss aber war der auf 90 Grad direkt aufs Blatt, so dass neben Herz und Lunge auch der Bewegungsapparat (sprich beide Läufe) getroffen wurden.

Für den Fall der Fälle, gemeint sind Sauen, hatte ich stets Teilmantel-Munition im Schaft-Patronenetui – die 165 grs Blaser CDP liegt auf 100 Meter Fleck, die Matchpatrone auf vier Zentimeter Hochschuss (GEE). Dank Geradezugsystem konnte man die R8 relativ leise umladen, zwei Schwarzkittel (53-kg-Überläufer und 29-kg-Frischling) konnte ich auf der Fuchspirsch so erlegen. Aktuell führe ich auf Meister Reineke eine Howa 1500 in .223 Rem. mit verstellbarem GRS-Kunststoffschaft, Zweibein und Schalldämpfer.

Felldecken

Selbst ist der Jäger!

Nach einem kalten Wintertag gibt es nichts schöneres, als den Rest des Abends auf dem Sofa zu verbringen. Wir bieten zu diesem Zweck meisterhaft gefertigte Felldecken für die schönsten Stunden der Winterzeit an. Diese Rotfuchsdecken in den Maßen von ca. 190 x 130 cm oder 200 x 200 cm sind aus echten deutschen Winterbälgen gefertigt und mit einem edlen Wollstoff in beige oder braun abgefüttert. Für passionierte Raubwild-Jägerinnen und -Jäger fertigen wir die Decke auch gerne aus selbst angelieferten Bälgen! Sprechen Sie einfach unseren Kundenservice unter +49 (0) 8331 962 033 an.

Bei entsprechender Nachfrage und Gruppengröße bietet Kürschnermeister
Karl-Heinz Reinold auch Fuchsstreif-Seminare an.

 

Bilder: Birger Strahl - unsplash, Ray Hennessy - unsplash, Sascha Numßen, Icefox

Text: Sascha Numßen, numssen@gmx.de, +36 300 85 1071 

Januar 01, 2024 — Sascha Numßen