Kaum ein jagdliches Thema steht so massiv in der Kritik wie die Auslandsjagd. Überall wo Geld verdient wird, wird auch Schindluder getrieben. Doch eine nachhaltige, ethische und faire Jagd hat Zukunft.

Der jagdliche Weltenbummler erlebt wie kaum ein anderer Länder, Menschen und Abenteuer. Wer sich nicht in jagdlichen Luxus-Ressorts versteckt, sondern auch den Kontakt mit einheimischen Jägern und Jagdhelfern sucht, kehrt nicht nur mit einer Trophäe heim, sondern erfährt auch einen tiefen Einblick in die jagdlichen Gebräuche ferner Länder.



Der alte Kaffernbüffel am Mt. Loosimingor bringt Arbeit,
Devisen und Fleisch vor Ort für die tansanische Bevölkerung.

Und wer einmal gesehen hat, wie gut ein namibianischer Jagdhelfer sieht und hört oder wie sich ein tansanischer Fährtenleser trotz kaum wahrnehmbarer Pirschzeichen hinter einem Stück Wild her buchstabiert, dem schießt die Schamröte ins Gesicht, weil er merkt, wie wenig Jagdvolk wir zivilisierten Jäger überhaupt noch sind. Das sind eindrucksvolle Erlebnisse, die einem keiner mehr nehmen kann!


Wer nachhaltig, ohne Zaun und auf Augenhöhe jagt, kehrt
auch mal als Schneider heim. 

Natürlich gibt es dort, wo viel Geld verdient wird, auch immer Auswüchse. So genannte „put & take“-Jagden (aussetzen und schießen) und sie bedienende Wildtierauktionen sind das eine, das andere Jagen hinter wilddichten Zäunen in Mikrogattern, der Abschuss von Zuchtlöwen oder Farbvariationen bestimmter Arten. Leider gibt es einen Kundenkreis speziell für die beiden letztgenannten Offerten. Allerdings sind das nicht Jäger im klassischen Sinne, sondern „verirrte“ Sammler, die auch das ohne Beute nach Hause zurückkehren nicht mehr akzeptieren können. Sie wollen eine 100 prozentige Garantie für den Jagderfolg und die „bestellte“ Trophäe. Das hat mit Jagd so viel zu tun wie Eiskunstlauf mit Eishockey.


Die meiste Zeit im Leben eines Jägers heißt es warten.
Der Schuß ist nur ein Wimpernschlag!

Solchen Praktiken ist es am Ende leider zuzuschreiben, dass immer wieder Diskussionen über ein Einfuhrverbot von Jagdtrophäen beispielsweise nach Europa thematisiert werden. Mitte März 2023 hat das Vereinigte Königreich einen Gesetzentwurf zu einem Einfuhrverbot für Jagdtrophäen verabschiedet. Dem war eine Kampagne von verschiedenen Tierschutzorganisationen vorausgegangen. 2024 eskalierte der Streit zwischen Ländern wie Botswana und Namibia mit der deutschen Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) derart, dass Botswanas Präsident Mokgweetsi Masisi 20.000 Elefanten nach Deutschland abschieben wollte, damit sie dort frei ziehen, massive Schäden anrichten und die Deutschen dann zeigen müssten, wie sie damit ohne eine nachhaltige Jagd umgehen. Diese Ankündigung wurde von den involvierten rot-grünen Politikern arrogant ignoriert. Es weht scheinbar doch noch ein postkoloniales Lüftchen durch die Amtsstuben der deutschen Ministerien.

So eine Beute darf einem am Ende einer Jagd schon einen
Klos im Hals bescheren und den Schwur abringen,
dass einer im Leben reicht!

Doch dürfen wir als Europäer anderen Ländern (insbesondere Ex-Kolonien) überhaupt vorschreiben, wie sie ihre natürlich nachwachsenden Ressourcen nutzen? Damit spricht man souveränen Staaten den selbstbestimmten Umgang mit eigenen Ressourcen ab, bringt Menschen um ihr Einkommen und missachtet den Schutz von Millionen Hektar Lebensraum wilder Tiere. Das ist nichts anderes als gelebter Neo-Kolonialismus! Mit unserer europäischen Vergangenheit auf dem Schwarzen Kontinent und oft grünem Parteibuch der Akteure wirkt das geradezu grotesk.


In Skandinavien ist Jagd als nachhaltige Nutzungsform
wie Land- und Forstwirtschaft die normalste Sache der Welt.

Allerdings stehen Regierungen mit ihrem dem öffentlichen Druck folgenden Aktionismus nicht allein da. Selbst Fluggesellschaften, die nie ein Problem damit hatten, Jagdgewehre als Sportgepäck in typische Jagdreiseländer zu befördern, knicken vor lauter „political correctness“ ein beziehungsweise fürchten den „shitstorm“ in den Sozialen Netzwerken. Was sind da schon ein paar unzufriedene jagende Vielflieger? Denen bleibt dann nur das schärfste Schwert des Kunden übrig, nämlich künftig auch bei anderen Flugreisen einen Bogen um diese Airline zu machen.



Manchmal kehrt man auch nur mit einem Schnappschuss
als "Beute" heim.

 

Wie wenig ein Jagdverbot tatsächlich nutzt, kann man gut am Beispiel Kenias sehen. Kenia hat bereits 1977 die Jagd auf alle Haar-Wildtierarten verboten. Lediglich die Jagd auf Vögel ist noch erlaubt. Außerhalb der von Touristen gut besuchten Nationalparks gibt es trotz Jagdverbot allerdings kaum mehr Großwild. Das ist der ungezügelten Wilderei für Fleisch und der Gier nach Stoßzähnen, Nashorn und Fellen zum Opfer gefallen. Das verschweigen Jagdkritiker gerne.
 
Dass es auch Naturschutzverbände gibt, die die Jagd als ein Naturschutzinstrument ansehen, beweist der World Wildlife Fund (WWF). Er respektiert und unterstützt das Recht indigener Völker und lokaler Gemeinschaften, selbst zu entscheiden, wie sie ihre natürlichen Ressourcen (auch Wildtiere) am besten nutzen, so dass deren Schutz und ihre eigene nachhaltige Entwicklung gefördert werden.


Ein braver Rothirsch liegt in Ungarn nach spannender
Pirsch zur Strecke!

Der WWF hat mit der Internationalen Union zum Schutz der Natur (IUCN) eine Position zur Trophäenjagd entwickelt. Demnach sind Hauptfaktoren, die zu einem Populationsrückgang bedrohter Arten führen, der Lebensraumverlust, die Zerstückelung der Lebensräume, die Isolation von Populationen, die Wilderei sowie nicht nachhaltiger, schlecht regulierter und illegaler Handel. Der WWF erkennt die Trophäenjagd in einem engen und kontrollierten Rahmen zusammen mit anderen definierten Massnahmen als ein Naturschutzinstrument an. Folgende Kriterien seien dabei wichtig:
  • Die Trophäenjagd muss gesetzlich geregelt sein, nationale und lokale Behörden sorgen dafür, dass die Gesetze eingehalten werden.
  • Die lokale Bevölkerung muss in Entscheidungsprozesse und das Wildtiermanagement einbezogen werden.
  • Die Einnahmen aus der Trophäenjagd müssen einen Mehrwert für die lokale Bevölkerung sowie für die betroffenen Arten und ihre Lebensräume erbringen.
Als Beispiel führt der WWF Namibia an: Dort erreichten Mitte der 1990er Jahre die Wildtierbestände einen historischen Tiefstand. Seit dort eine streng regulierte und kontrollierte Jagd eingeführt wurde, haben sich die Wildtierbestände erholt. Heute leben in Namibia wieder über 1.800 Spitzmaulnashörner und immer mehr Elefanten, Löwen und Giraffen.

Damit wird der WWF zu einem guten Beispiel, bei dem die Einsicht siegte und nicht mit ideologischem Brett vorm Kopf weiter ignoriert, argumentiert und agiert wird. Darüber hinaus gibt es auch nachahmenswerte Beispiele, bei denen Jäger eigenständig den Schutz von großflächigen Lebensräumen und der darin lebenden autochthonen Arten anstreben und sich freiwillig strenge jagdliche Regeln auferlegen. So kann eine moderne Auslandsjagd auch zukünftig funktionieren und zum Natur- und Artenschutz beitragen!





Use it or loose it!
Drei Jahre nach dem Verbot der Elefantenjagd hat Botswana diese wieder erlaubt. „Fotos kann man nicht essen“, unkten Kritiker. Denn ohne Berufsjäger vor Ort gewannen schnell Wilderer die Oberhand und jagten Elfenbein und Fleisch. Denn letzteres ist immer noch Mangelware im südlichen Afrika. Schon vorher verhinderten festgesetzte Abschussquoten, dass zu viel Wild erlegt wird.
Den Grundsatz der Nachhaltigkeit (der Begriff stammt aus dem Forst = nicht mehr nutzen als was nachwächst) schreibt man nicht nur in Afrika groß. Nutzungsprojekte, wie das erstmals in Simbabwe 1989 gestartete „Campfire“ (Communal Areas Management Program for Indigenous Resources ist ein gemeinschaftsbasiertes Mangementprogramm für natürliche Ressourcen) gewährleisten, dass alle etwas von der Großwildjagd haben: die Gemeinden vor Ort (Fleisch und Geld), der Staat (Geld für den Natur- und Artenschutz) sowie der Berufsjäger. Wild bekommt so einen Wert, wird nicht mehr als Konkurrenz für eigene Nutztiere gesehen und erwirtschaftet mehr, als es Landwirtschaft und Viehzucht in diesen Gebieten jemals abwerfen können.
Das Motto „use it or loose it“ (nutze es oder verliere es) hat sich durchgesetzt. Der Slogan ist heute nach allen politischen Angriffen von außen aktueller denn je!





Erongo Verzeichnis für afrikanisches Wild
Das 2015 gegründete Erongo Verzeichnis setzt sich für den Schutz natürlicher, großräumiger Lebensräume und der darin natürlich vorkommenden Fauna und Flora ein. Jagd und Jäger werden als Teil der Natur verstanden. Daraus leiten sich Prinzipien ab – gejagt wird…
  • auf Wild innerhalb des natürlichen, historischen Verbreitungsgebietes der jeweiligen Spezies.

  • in einem Jagdgebiet, in dem es den Wildtieren möglich ist, sich den Nachstellungen des Jägers über die Grenzen des jeweiligen Jagdgebietes hinweg zu entziehen (keine wilddichten Zäune).

  • in einem Jagdgebiet, in dem zumindest eine der fünf afrikanischen Großraubwildarten (Löwe, Leopard, Gepard, Hyänenhund und Tüpfelhyäne) nachweislich regulierend auf die Wildbestände einwirkt.

  • Darüber hinaus ist es das Ziel, die Nachhaltigkeit bei der Bejagung der Wildbestände zu gewährleisten.

  • Es kommen zudem nur Trophäen für einen Eintrag in Frage, deren Träger vollständig ausgewachsen waren und somit innerhalb einer gesunden Population in den Brunftbetrieb eingreifen konnten; sehr alte Trophäen werden mit einem Multiplikator aufgewertet.

    20 Jagdgebiete erhielten 2015 ihre Urkunden vom Erongo Verzeichnis.

    Mehr Infos unter: erongo-verzeichnis.com


     
     

     


    Ein Projekt, das zusammenführt

     

    Vor über 30 Jahre sind der Deutsche Michael Schneider und seine Frau Manuela nach British Columbia ausgewandert. Er verdient seitdem sein Geld als Outfitter und Jagdführer, aber tiefgreifende positive Kontakte zu den Indigenen der Takla Nation gab es in all den Jahren kaum. Doch mittlerweile hat man gemeinsam mit dem Häuptling Chief John Allen French einen neuen Weg gefunden, um die Jugendlichen vor dem Sumpf aus Alkohol, Drogenmissbrauch und Kriminalität zu schützen. Michael Schneider bildet sie zu Jagdhelfern und Jagdführern aus und bietet ihnen so die Möglichkeit, durch Arbeit ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften anstatt auf staatliche Almosen angewiesen zu sein. Wer mit ihnen jagen will, bekommt hier weitere Informationen: taklaoutfitters.com

     

     

     

    Text: Franziska und Sascha Numßen
    Bilder: FN, SN

    August 30, 2024 — Karl-Heinz Reinold