Stokeln auf Breitschnäbel: Ente gut, alles gut!
Ein herbstliches Entenjagd-Erlebnis werde ich nicht vergessen: In konzertierter Aktion rückt die Schützenkette auf den etwa 150 Meter breiten Teich zu, die Hunde sind angeleint und sollen erst auf Kommando geschnallt werden. Auch, um fest im Schilf sitzende Breitschnäbel zum Aufstehen zu bewegen. Da ertönt plötzlich der erregte Ruf eines Hundeführers „Hase nach hinten“, und schon bellt dumpf die Zwölfer meines Nachbarn los. Auf illusorische Entfernung von gut 50 Metern wird der Krumme doppelrohrig gefehlt. Dafür stehen die weiblichen (!) Breitschnäbel mit einem lauten „brät, bräät – brät, bret, brett, brett“ (der Erpel ist nämlich der Leisere von beiden) auf, und der ganze Schof entrichtet, weil unsere Schrotspritzen noch zu weit entfernt sind, nur wenig Blutzoll an die Jagdgesellschaft.
Diese Anekdote hält sich in der illustren Jägerrunde bis zum heutigen Tag. Solche zwischenmenschlichen Dinge sind aber auch das Salz in der Suppe unseres geselligen Jägerlebens. Aber auch das kleine, feine Waidwerk allein oder zu zweit an Tümpeln und Bächen bietet eine Jagd mit Augenmaß für Besatz und Küche.
Grundsätzliches zur Ente
Die Paarbildung erfolgt während des Winters. Die Zeit, in
der stehende Gewässer oft zufrieren und die Enten
auf Fließgewässer ausweichen.
Stockenten sind sehr vermehrungsfreudig. Die Brutzeit beträgt 24 bis durchschnittlich 28 Tage, die Gelege bestehen aus sieben bis 13 Eiern. Nachgelege werden bis Juli beobachtet, was in den hohen Verlustprozenten begründet liegt und der Ringeltaube ähnelt.
Stockenten sind vermehrungsfreudig. Das müssen sie auch sein,
denn die Verlustprozente bei Gelege und Jungenten sind hoch.
Eichen sind wahre Entenmagnete
Eicheln stehen nicht nur beim Schwarzwild,
sondern auch bei Enten hoch im Kurs!
Kennt man die Routen beziehungsweise die Besuchszeiten der Enten an bestimmten Örtlichkeiten, kann der Anstand dort erfolgreich sein. Besonders lohnend sind kleine Tümpel oder Teiche, deren Ufer von Eichen umgeben sind. Denn im Herbst landen die Leckerbissen im Wasser oder am Ufer. Entsprechend gerne fallen die Stockenten dort immer wieder ein. Dank ihrer starken Muskelmägen kriegen sie die Eicheln locker klein. Am besten nutzt man den Abendstrich, der je nach Lage des Kleingewässers 20 Minuten bis eine Viertelstunde vor Schwinden des Büchsenlichts einsetzt.
Hört man das Klingeln der Schwingen einer einzelnen Ente,
ist das meist der "Spion". Ihn gilt es zu schonen.
Enten fallen gern gegen den Wind ein, der Jäger hat im Idealfall den Wind im Nacken und blickt dabei in Richtung untergehende Sonne. Dann kommen die Breitschnäbel von vorn und sind als klare Ziele am hellen Abendhimmel auszumachen. Hört man erstmal die Schwingen einer einzelnen Ente klingeln, ist das in der Regel der „Spion“, der eine Aufklärungsrunde dreht. Man sollte ihn verschonen, denn ihm schließt sich, wenn die Luft rein ist, gern der Jungenten-Schof an. Während man zu Beginn der Saison ohne Lockenten und Entenlocker auskommt, leisten beide ab Dezember gute Dienste. Sechs bis acht Lockvögel reichen aus. Besondere Lockbilder sind nicht nötig, die Attrappen werden einfach ins Wasser geworfen. Sobald das mehrfache Klingeln der Schwingen zu hören ist, trittder Entenlocker zusätzlich in Aktion. Futterneid sorgt meist dafür, dass die Breitschnäbel einfallen.
Alles im Fluss – jagen am Bach
Vom Biber teils aufgestaut, fließt die Ach langsam durchs
Revier. Dichte Schilfpartien wechseln sich mit manch
starker Eiche ab!
Der Wind spielt wie immer eine Rolle. Denn Enten stehen beim Angehen meist gegen den Wind auf. Sie streichen oft nur kurze Strecken, um dann erneut einzufallen. Man sollte daher die zu bejagende Fließstrecke gegen den Wind absuchen. So bekommt man bei den abgestrichenen Enten häufig noch eine zweite Chance. Im Idealfall stimmen Wind- und Strömungsrichtung überein, dann treibt das erlegte Federwild auf die Jäger zu.
Im Schilf stecken die Breitschnäbel auch tagsüber gern.
Ein Jagdgebrauchshund ist Pflicht!
Während der DK-Rüde im Schilf stöbert, sind
die Jäger schussbereit.
Geht man als Familie mit drei bis fünf Flinten stokeln, läuft am Ufer immer der, der das Gewässer und die Hotspots kennt. Hat er Enten entdeckt, stellt sich der Rest parallel zum Ufer in einer Linie (Abstand: 30 Meter) auf. Die Enten sollten dabei ungefähr in der Mitte der Schützenlinie sitzen. Jetzt setzt sich die Truppe langsam in Marsch.
Dann streut man Futter, keine Schrote
Es gilt vor allem den Erpeln, um in der Reihzeit den
Druck von den Enten zu nehmen!
Sinken die Temperaturen weiter, heißt es Hahn in Ruh’ – dann streut man Futter, keine Schrote! Und bereitet stattdessen in der warmen Stube lieber einen köstlichen Entenbraten zu.
Schwimm- oder Tauchente? Egal, einen kulinarischen
Genuss bringen beide auf den Tisch.
Text: Franziska und Sascha Numßen
Bilder: Laszlo Glatz - unsplash, Jaakko Kemppainen - unsplash, Joshua J. Cotten - unsplash, Jordi Rubies - unsplash, FN, SN