Entenstokeln an Tümpeln und Bächen bietet jagdliche Abwechslung, eine überschaubare Strecke und vor allem die Option, ganz gezielt die mit dem grünen Kragen zu entnehmen.


Ein herbstliches Entenjagd-Erlebnis werde ich nicht vergessen: In konzertierter Aktion rückt die Schützenkette auf den etwa 150 Meter breiten Teich zu, die Hunde sind angeleint und sollen erst auf Kommando geschnallt werden. Auch, um fest im Schilf sitzende Breitschnäbel zum Aufstehen zu bewegen. Da ertönt plötzlich der erregte Ruf eines Hundeführers „Hase nach hinten“, und schon bellt dumpf die Zwölfer meines Nachbarn los. Auf illusorische Entfernung von gut 50 Metern wird der Krumme doppelrohrig gefehlt. Dafür stehen die weiblichen (!) Breitschnäbel mit einem lauten „brät, bräät – brät, bret, brett, brett“ (der Erpel ist nämlich der Leisere von beiden) auf, und der ganze Schof entrichtet, weil unsere Schrotspritzen noch zu weit entfernt sind, nur wenig Blutzoll an die Jagdgesellschaft.

Diese Anekdote hält sich in der illustren Jägerrunde bis zum heutigen Tag. Solche zwischenmenschlichen Dinge sind aber auch das Salz in der Suppe unseres geselligen Jägerlebens. Aber auch das kleine, feine Waidwerk allein oder zu zweit an Tümpeln und Bächen bietet eine Jagd mit Augenmaß für Besatz und Küche.

Grundsätzliches zur Ente

Um die Stockente stünde es schlechter, wenn sie nicht so anpassungsfähig wäre. Winzige Gewässer reichen aus, sogar verlassene Krähenhorste und Dachrinnen dienen zum Nestbau. Und selbst mitten im Wald, weitab von einem Gewässer, zieht manche Enten-Mama ihre Brut groß.
Das Gleiche gilt für ihre Ernährung – von Blättern über Knospen, Sumpfpflanzen bis hin zu Eicheln sowie Regenwürmer, Schnecken und Flohkrebsen reicht das Spektrum. Nach der Getreideernte hält sie gerne Nachlese auf den Stoppeln.


Die Paarbildung erfolgt während des Winters. Die Zeit, in
der stehende Gewässer oft zufrieren und die Enten
auf Fließgewässer ausweichen.

Die Paarbildung erfolgt während des Winters, allerdings hat das Entenpaar schon während der „Verlobungszeit“ Monate zuvor zusammengefunden. In der Reihzeit kommen auf eine Ente trotz festen Partners meist zwei und mehr Erpel, und „Vergewaltigungen“ sind an der Tagesordnung. Nicht umsonst lautet bei der Freigabe völlig zu Recht das Credo: „Erpel vor Ente!“ Die Herbstjagd bei Freund André spült deshalb für jede geschossene Ente zehn Euro in die Jagdkasse.

Stockenten sind sehr vermehrungsfreudig. Die Brutzeit beträgt 24 bis durchschnittlich 28 Tage, die Gelege bestehen aus sieben bis 13 Eiern. Nachgelege werden bis Juli beobachtet, was in den hohen Verlustprozenten begründet liegt und der Ringeltaube ähnelt.


Stockenten sind vermehrungsfreudig. Das müssen sie auch sein,
denn die Verlustprozente bei Gelege und Jungenten sind hoch.


Besonders bedeutsam sind die Kenntnisse um die Mauser! Der Erpel (auch Entvogel genannt) beginnt im Mai mit einer Kleingefiedermauser. Der dann sogenannte Rauh­erpel vertauscht sein Prachtkleid mit einem schlichten Ruhekleid, das der Ente ähnelt. Daran anschließend mausert er auch sein Großgefieder und ist für einige Wochen flug­unfähig. Im September beginnt die zweite Kleingefiedermauser, an deren Ende das Prachtkleid wieder erscheint – und zwar auch bei den Jungerpeln.

Anders und ganz (!) entscheidend bei der Ente: Die Vollmauser erfolgt erst Ende Juli/Anfang August, weil sie während der Aufzuchtphase flugfähig bleiben muss. Flugfähige Enten in dieser Zeit sind immer Jung­enten oder vermauserte Erpel! Die Mutterente liegt einzeln versteckt und sehr fest. Solche Enten dürfen unter keinen Umständen geschossen werden – vernünftig daher auch der Jagdbeginn erst im Herbst. Denn zum einen vernichtet man den Besatz an Mutterenten, zum anderen sind sie sehr standorttreu und kehren in sichere Brutgebiete gern zurück!

Eichen sind wahre Entenmagnete

Beginnen wir mit der Einzeljagd als Mischform aus Pirsch und Suche. Eben die klassische Art des Absuchens von kleinen Tümpeln, Teichen und Gräben vom Land aus. Man versucht sich gedeckt zu nähern, sobald dort Enten bekannt oder zu erwarten sind. Der Schuss auf die aufstehenden Breitschnäbel ist relativ leicht und ähnelt dem Trapschießen. Schrot Nummer 7 oder besser Nummer 5 (also 3,0 Millimeter) sind ausreichend. Dabei erzielt man die besten Wirkungstreffer immer spitz oder schräg von hinten.

Diese Art der Jagd sollte man mit Augenmaß betreiben, denn „erntet“ man zu oft, verteufelt man die wenigen Brutenten aus ihrem Revier und bleibt dort über kurz oder lang Schneider. Auf den ersten Blick könnte man dabei zwar auf den Hund verzichten, denn man geht so an, dass beschossene Enten aufs Land fallen. Dennoch wird sich eine geflügelte Ente meisterhaft an Land zu verstecken wissen. Selbst wenn sie ins Wasser gefallen ist, wird sie, wenn die Luft rein ist, Land gewinnen und sich dort verkriechen – ein firmer Jagdhund sollte deshalb unbedingt zur Stelle sein und ist rechtlich auch vorgeschrieben.

Eicheln stehen nicht nur beim Schwarzwild,
sondern auch bei Enten hoch im Kurs!


Kennt man die Routen beziehungsweise die Besuchszeiten der Enten an bestimmten Örtlichkeiten, kann der Anstand dort erfolgreich sein. Besonders lohnend sind kleine Tümpel oder Teiche, deren Ufer von ­Eichen umgeben sind. Denn im Herbst landen die Leckerbissen im Wasser oder am Ufer. Entsprechend gerne fallen die Stockenten dort immer wieder ein. Dank ihrer starken ­Muskelmägen kriegen sie die Eicheln locker klein. Am besten nutzt man den Abendstrich, der je nach Lage des ­Kleingewässers 20 Minuten bis eine Viertelstunde vor Schwinden des Büchsenlichts einsetzt.


Hört man das Klingeln der Schwingen einer einzelnen Ente,
ist das meist der "Spion". Ihn gilt es zu schonen.


Enten fallen gern gegen den Wind ein, der Jäger hat im Idealfall den Wind im Nacken und blickt dabei in Richtung untergehende Sonne. Dann kommen die Breitschnäbel von vorn und sind als klare Ziele am hellen Abendhimmel auszumachen. Hört man erstmal die Schwingen einer einzelnen Ente klingeln, ist das in der Regel der „Spion“, der eine Aufklärungsrunde dreht. Man sollte ihn verschonen, denn ihm schließt sich, wenn die Luft rein ist, gern der Jungenten-Schof an. Während man zu Beginn der Saison ohne Lockenten und Entenlocker auskommt, leisten beide ab Dezember gute Dienste. Sechs bis acht Lockvögel reichen aus. Besondere Lockbilder sind nicht nötig, die Attrappen werden einfach ins Wasser geworfen. Sobald das mehrfache Klingeln der Schwingen zu hören ist, trittder Entenlocker zusätzlich in Aktion. Futterneid sorgt meist dafür, dass die Breitschnäbel einfallen.

Alles im Fluss – jagen am Bach

Hat man einen Bach im Revier, finden sich dort immer einige Enten ein. Dabei liegen sie paarweise oder in kleinen Gruppen mit Vorliebe an scharfen Krümmungen im stillen Wasser. Findet sich dort zusätzlich Deckung in Form von Weidengebüsch, Schilf oder ein hohes Ufer, sind das echte Hotspots. Aussichtsreich sind zudem Staubereiche, langsamer fließende Abschnitte oder Hochwasserwiesen. Es lohnt sich, auch an diesen Plätzen nach starken Eichen Ausschau zu halten oder attraktive Stellen noch durch Verstreuen von Eicheln am Ufer aufzuwerten.


Vom Biber teils aufgestaut, fließt die Ach langsam durchs
Revier. Dichte Schilfpartien wechseln sich mit manch
starker Eiche ab!


Der Wind spielt wie immer eine Rolle. Denn Enten stehen beim Angehen meist gegen den Wind auf. Sie streichen oft nur kurze Strecken, um dann erneut einzufallen. Man sollte daher die zu bejagende Fließstrecke gegen den Wind absuchen. So bekommt man bei den abgestrichenen Enten häufig noch eine zweite Chance. Im Idealfall stimmen Wind- und Strömungsrichtung überein, dann treibt das erlegte Federwild auf die Jäger zu.


Im Schilf stecken die Breitschnäbel auch tagsüber gern.
Ein Jagdgebrauchshund ist Pflicht!


Hat man die Breitschnäbel entdeckt, merkt man sich die Position. Bei der Einzeljagd geht man mit schussbereiter Flinte direkt an. Stehen die Enten auf, muss sofort geschossen werden. Oft werden sich die Enten jedoch schwimmend entfernen. Dann schlägt die Stunde des Gebrauchshundes.


Während der DK-Rüde im Schilf stöbert, sind
die Jäger schussbereit.


Geht man als Familie mit drei bis fünf Flinten stokeln, läuft am Ufer immer der, der das Gewässer und die Hotspots kennt. Hat er Enten entdeckt, stellt sich der Rest parallel zum Ufer in einer Linie (Abstand: 30 Meter) auf. Die Enten sollten dabei ungefähr in der Mitte der ­Schützenlinie sitzen. Jetzt setzt sich die Truppe langsam in Marsch.

Dann streut man Futter, keine Schrote

Die beste Zeit für Bäche ist der Winter, wenn die meisten Seen und Teiche zugefroren sind. Bei der Pirsch oder beim Ansitz an offenen Stellen bekommt man noch den einen oder anderen Grünkragen in den Rucksack. Ihnen gilt es in dieser Zeit ganz besonders, um das Geschlechterverhältnis auszugleichen und die Reihzeit etwas erträglicher für die „Damenwelt“ zu machen.


Es gilt vor allem den Erpeln, um in der Reihzeit den
Druck von den Enten zu nehmen!


Sinken die Temperaturen weiter, heißt es Hahn in Ruh’ – dann streut man Futter, keine Schrote! Und bereitet stattdessen in der warmen Stube lieber einen köstlichen Entenbraten zu.

Schwimm- oder Tauchente? Egal, einen kulinarischen
Genuss bringen beide auf den Tisch.

 

 

 

 

 

 

 

Text: Franziska und Sascha Numßen
Bilder: Laszlo Glatz - unsplash, Jaakko Kemppainen - unsplash, Joshua J. Cotten - unsplash, Jordi Rubies - unsplash, FN, SN

Oktober 04, 2024 — Karl-Heinz Reinold