Die Rufjagd auf den Rehbock gehört zu den faszinierendsten Jagdarten. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie mit etwas Vorbereitung zum Erfolg kommen.

 

 

Tipp 1 – Der Startschuss

Der Bock kommt seinem Drang – nach statistischer Betätigung – in der Regel zwischen Mitte Juli und vor allem Anfang/Mitte August nach, wenn die Luft schwül und weich ist.
Am Anfang der Brunft steht der Galan eher bei den jungen „Mädchen“, am Ende umgarnt er die älteren „Damen“. Das sollte man beachten, denn wer am Anfang der Brunft mit Rickenton reizt, wird genauso wenig Erfolg haben, als wenn er später mit dem Schmalrehlaut vorgeht. Da hilft der Kitzfiep, auf den die Alte selbst dann noch springt, wenn sie ihre Kitze bereits abgeschlagen hat – meist mit dem Herrn im Schlepptau. Der Schmalrehfiep lockt am Anfang der Blattzeit Schmalreh samt Gebieter, aber auch die eifersüchtige Geiß an. Doch wo der Bock einen großen Harem hat, fällt das Blatten naturgemäß schwerer.
Das ideale Wetter: leicht bedeckter Himmel, vor Gewittern, morgens und abends bei blauem Himmel und großer Hitze, leichter Regen.


 

Tipp 2 - Wer die Qual hat

Die Alten schnitten sich früher ein paar Rotbuchenblätter zurecht und legten los. Heute gibt es mehr Systeme von Blattern (Buttolo, Rottumtaler, Weißkirchen & Co.) als gute Blattjäger. Es ist schwer, eine Empfehlung zu geben. Man nutze den, mit dem man gut zurechtkommt.

Am besten lässt man sich von einem erfahrenen Rehwildjäger einweisen, besucht einen Rufjagdkurs oder hört sich auf CDs ein. Und dann heißt es üben, üben und nochmals üben.

 

Tipp 3 – Tarnen & Täuschen

 Zwar lösen Leiter oder Hochsitz weitestgehend das Windproblem, aber eigentlich gehört der Blattjäger in den getarnten Bodensitz. Denn welches Schmalreh fiept schon aus fünf Metern Höhe? Über optimalen Wind brauchen wir nicht zu reden. Im Feld oder an der Waldkante ist es zudem günstig, wenn man die Sonne im Rücken hat, da das Wild dann in die Sonne äugen muss.

Im Wald gilt folgende Faustregel: Den Bock ins Dunkle blatten. Das Sitzen auf einer Freifläche mit der Hoffnung, der Bock zieht aus dem schützenden Dunkel des Waldes hier heraus, klappt meist nicht.

Wichtig: Tarnung – Gesichtsschleier kann, Handschuhe müssen. Denn die hellen Hände haben schon so manchen Jäger beim Anheben des Fernglases oder der Waffe verraten.

Tipp 4 - Ruhig Blut

Bei kaum einer Jagd passieren so viele unvorhersehbare Dinge. Manchmal fliegt ein roter Schatten an einem vorbei, ein anderes Mal zieht der Rehbock unaufhaltsam spitz bis auf Tuchfühlung heran.

Jetzt heißt es Ruhe bewahren, keine hektischen Bewegungen machen – wer den Wind im Gesicht hat und dazu gut getarnt ist, hat den Vorteil auf seiner Seite. Spitz von vorne oder Trägerschuss sollte man besser vermeiden. Der König der Schüsse, der Blattschuss, ist immer noch die beste Wahl.

 

Tipp 5 – Waldgespenst

Die Jagd im Wald bietet Spannung pur. Erst passiert lange nichts, dann steht plötzlich der alte „Geheimrat“ in einer Lücke und äugt den Jäger an – bange Minuten, die einem wie Stunden vorkommen. Nur der brunfttolle Bock stürmt heran.
Ist der Bock bereits etwas abgebrunftet, verhält er sich vorsichtig und wechselt unter Wind an das betörende Geräusch heran – und empfiehlt sich, wenn er den Jäger doch spitzkriegt mit dumpfem „Bö, böö, bööö“.

Tipp 6 – Geduld wird belohnt

 Alles richtig gemacht – Waidmannsheil! Denn der alte Bock lässt sich Zeit – und den Jäger gerne warten. Nur der Anfänger zieht nach zehn Minuten weiter oder bleibt einfach sitzen.

Riecht der Einstand nach einem alten Bock oder kennt man „ihn“ schon vom letzten Jahr, dann blattet man vom Boden vor dem Hauptstand des Bockes, verkrümelt sich vorsichtig rückwärts und wartet, bis der Alte zwischen dem Platz, von wo man blattete, und dem, wo man jetzt steht, durchzieht. Eine halbe Stunde ist Pflicht, eine Stunde die Kür.

 

Text: Sascha Numßen, numssen@gmx.de, 0036 300 85 1071
Bilder: Agata Kaczowka - unsplash, Erik Karits - unsplash, Ivan Oleynikov - unsplash, Sascha Numßen

Juni 28, 2024 — Sascha Numßen