Shame on me: Zu cool für die Jagd!?
Die Jagd im Sommer auf Rehbock, Wildsau und Fuchs hat ihre ganz besonderen Reize. Manchmal aber steht man sich dabei selbst im Weg. Ein Beispiel zum Schmunzeln.
Die Blattzeit plätscherte vor fünf Jahren so vor sich hin. Einen schwachen Jährlingsspießer hatte ich früh im Jahr gestreckt, und ein Schmalreh war ebenfalls schon in die Gefriertruhe gewandert. Die Grillsaison über konnte ich uns daher bestens selbst versorgen.
Trotzdem pirschte ich hier und da durchs Revier oder saß an vielversprechenden Ecken an und harrte der Dinge, die da kommen sollten.
Immer für eine Überraschung gut
Besondere Faszination in der Rohrbacher Jagd übte immer dieses nur etwa 0,5 Hektar große Feldgehölz aus, das einige Buschhasen beherbergte, nicht nur im Winter zur Ranz wegen eines Naturbaus sicherer Anlaufpunkt von Meister Reineke war und am 24. Juli abends plötzlich eine faustdicke Überraschung bereithielt.
Denn da zeigte sich ein für dieses Revier durchaus veritabler Rehbock, allerdings gut 400 Meter entfernt von meiner unauffällig in einer Erle eingebauten Ansitzleiter. Zum genaueren Spekulieren beziehungsweise Angehen war der Abend bereits zu weit vorangeschritten, also vertagte ich die Angelegenheit kurzerhand auf den nächsten Ansitz.
Lauern in Scharfschützenmanier
Gesagt, getan: In der Nähe der Feldholzinsel kannte ich ein kleines, von einem Zaun umgebenes Häuschen, in dem die Gemeinde einen Brunnen hatte. Dieses lag gute 150 Meter vom Rand des Feldgehölzes entfernt. Also gute Aussichten, dass sich der Bock dort zeigen musste. So legte ich mich dort am folgenden späten Nachmittag in Scharfschützenmanier aufs Flachdach und lauerte bei Sonnenschein und wolkenlosem Himmel auf den gestern Gesichteten.
Nach gut 20 Minuten hoppelte der erste Hase aus dem Feldgehölz heraus, links schlich eine schwarz-weiße Hauskatze vom nahen Bauernhof heran. Der Gesuchte aber blieb verschwunden. Eine gefühlte Ewigkeit später bemerkte ich eine Bewegung am Rand des Feldgehölzes.
Ein Schmalreh steckte seinen bleistiftdünnen Träger aus der Deckung. Erhöhte Wachsamkeit! Natürlich blieb der Finger gerade, in der Hoffnung, dass die „Jungfrau“ den Bock im Schlepptau hat. Irgendwie war aber alles anders als am Vortag. Denn obwohl die Uhr erst zehn vor neun zeigte, setzte bereits die Dämmerung ein. In der nächsten halben Stunde zeigte sich kein Rehbock, dafür wurde es immer dämmriger.
Spieglein, Spiegeln an der Wand
Irritiert brach ich den Abendansitz eine Viertelstunde später ab, wanderte zerknirscht zum Auto und schmiedete einen Plan für den kommenden Abendansitz. Jagdrucksack vom Rücken, Repetierbüchse entladen und alles im Auto verstauen war das Eine.
Das Andere, dass ich mich in den Fahrersitz fallen ließ und beim Einlegen des Rückwärtsgangs in den Rückspiegel blickte. Des Rätsels Lösung fiel mir wie Schuppen von den Augen: Als stark Kurzsichtiger mit - 6 Dioptrien, der ohne Nasenfahrrad gar nicht klarkommt, hatte ich an diesem sonnigen, hellen Tag natürlich noch meine dunkel getönte Sonnenbrille auf der Nase! Mein lautes Lachen musste man bis runter ins Dorf gehört haben.

Text: F. und S. Numßen
Bild: Old Youth - unsplash
